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Futanari ist die japanische Bezeichnung für 'Hermaphroditismus' und im weiteren Sinne auch für 'Androgynie'. Wörtlich übersetzt bedeutet es 'zweierlei Formen' oder 'zweierlei sein'. Es handelt sich also um Personen, die sowohl über männliche, als auch weibliche Geschlechtsmerkmale verfügen. In der heutigen Umgangssprache wird der Begriff 'Futanari' in erster Linie verwendet, um Personen oder Figuren zu beschreiben, die ein feminines Gesicht und feminine Körperformen aufweisen. Über Japan hinaus wird der Begriff 'Futanari' jedoch überwiegend als Bezeichnung eines pornographischen Genres verwendet.
Verwendung des Begriffs 'Futanari'
Heutzutage finden sich Futanari überwiegend als illustrierte Figuren in pornographischen Genres wieder. Dabei handelt es sich meist jedoch nicht um Pornofilme im klassischen Sinne, sondern in erster Linie um Animationen, Comics und Computerspiele. In diesen treten Futanari meist als Figuren auf, die sowohl über einen Penis als auch eine Vulva verfügen. Diese Figuren werden häufig auch als Futa(s) bezeichnet.
Nichtsdestotrotz wird die Bezeichnung 'Futanari' auch heute noch für Personen verwendet, auf die die oben genannte Definitionsmerkmale zutreffen. Innerhalb der Futanari gibt es einige verschiedene Darstellungsvarianten. Einerseits umfasst der Begriff Hermaphroditen im strengen Sinne, also Personen, die sowohl männliche, als auch weibliche Geschlechtsorgane besitzen. Diese zeichnen sich innerhalb der Futanari-Bewegung häufig über ein sehr weibliches, üppiges Erscheinungsbild aus. Andererseits wird der Begriff auch für Personen verwendet, die sowohl über männliche, als auch weibliche Geschlechtsmerkmale verfügen. Diese zeichnen sich zwar durch ein androgynes Erscheinungsbild aus, verfügen aber nur über ein Geschlechtsorgan, also einen Penis oder eine Vulva.
Die Darstellung der Geschlechtsmerkmale der Futanari Innerhalb der pornographischen Werke kann stark variieren. Besonders populär ist die Darstellung von übertrieben großen Geschlechtsorganen, die anatomisch unmögliche Ausmaße annehmen. Obwohl die Figuren häufig mit erigiertem Penis dargestellt werden, werden die Hoden gelegentlich auch ausgelassen. Zudem sind in den Illustration seltener auch Frauen anzutreffen, die über penisartig vergrößerte Klitoris verfügen. Diese fallen jedoch in den Randbereich der Definition. Da es keine klare Abgrenzung des Begriffs gibt, kann nicht eindeutig gesagt werden, ob diese Variante als klassische Futanari bezeichnet werden kann.
Der Begriff 'Futanari' wird im europäischen Raum hauptsächlich für pornographische Werke verwendet, die Stilelemente von Anime und Manga verwenden. Für Werke, die sich durch westliche Elemente auszeichnen, werden im englischen Sprachraum die Begriffe Dickgirl, Shemale oder New Half verwendet. Da ein Dickgirl immer mit einem Penis ausgestattet ist und sich durch ein eher männliches Erscheinungsbild auszeichnet, gilt allerdings als umstritten, ob man es auch zu den Futanari zählen kann. Bei New Halfs und Shemales handelt es sich dagegen um Transfrauen, die über weibliche Geschlechtsmerkmale verfügen und sich eventuell einer Hormonbehandlung, aber keiner geschlechtsangleichenden Operation unterzogen haben. Innerhalb der japanischen Umgangssprache werden sie ebenfalls als Futanari bezeichnet.
Ursprung der Futanari
Im japanischen Volksglauben entstanden bereits vor langer Zeit verschiedene Vorstellungen hinsichtlich der Geschlechtsmerkmale. In alten traditionellen Liedern finden sich bereits Hinweise auf die Verehrung von Gottheiten, deren Geschlecht teilweise nicht eindeutig bestimmt war. Zudem finden sich Hinweise darauf, dass in der japanischen Kultur bereits vor langer Zeit davon ausgegangen wurde, dass ein Geschlechtswechsel möglich ist. So war innerhalb der Bevölkerung beispielsweise der Glaube daran verbreitet, dass einige Personen ihr Geschlecht in Abhängigkeit von der Mondphase wechseln könnten. Diese Personen wurden als Hangetsu bezeichnet, was wörtlich übersetzt 'Halbmond' oder 'halber Monat' bedeutet. Eine mögliche Ursache dafür, dass in Japan schon seit vielen Jahrhunderten und vielleicht sogar Jahrtausenden keine eindeutig definierte Geschlechtergrenzen existierten, ist die traditionelle japanische Kleidung. Da diese eine eindeutige Unterscheidung zwischen Männern und Frauen erschwerte, waren Wachtposten häufig darauf angewiesen, Geschlechtskontrollen vorzunehmen. Zudem verkleideten Frauen sich häufig als Männer, da dem weiblichen Geschlecht der Besuch bestimmter Orte verboten war.
Im 12. bis 14. Jahrhundert wurden an den japanischen Kaiserhöfen traditionelle Tänze von den sogenannten Shirabyoshi aufgeführt. Dabei handelte es sich um Männer, die sich als Frauen verkleideten. Die Wurzeln derartiger Darstellungen gehen jedoch vermutlich sogar bis in die Anfänge des Buddhismus zurück, da sich die buddhistischen Gottheiten nicht immer einem bestimmten Geschlecht zuordnen lassen. In Japan wurde nicht nur die maskuline Erscheinung von Frauen, sondern auch die feminine Erscheinung von Männern über lange Zeit teilweise sehr positiv bewertet. Insbesondere während der Edo-Zeit, die von 1603 bis 1868 andauerte, herrschte sowohl innerhalb der Samurai als auch innerhalb der Bevölkerung ein großes Interesse an Androgynie und somit auch den Futanari.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich Japans offene Einstellung gegenüber der Themen Transsexualität, Homosexualität und Nacktheit allmählich. Grund hierfür ist vermutlich der westliche Einfluss, der zu dieser Zeit langsam das Land erreichte. Im Jahre 1872 wurde schließlich ein Paragraf verabschiedet, der homosexuellen Geschlechtsverkehr unter Strafe stellte. Während Nacktheit in Japan zuvor nie ein Tabuthema war, kam es in Folge der Europäisierung zunehmend zu Zensuren und vermehrten gesellschaftlichen Tabus, wovon auch die Stellung der Futanari betroffen war. Erst zu Beginn der 1990er Jahre wurden die Regelungen der Zensur wieder gelockert, was zu einer wachsenden Popularität und einer breiteren gesellschaftlichen Akzeptanz von Nacktheit und Hermaphroditismus führte. In Folge entstanden zahlreiche neue sexuelle Orientierungen und Film-Genres und auch die Futanari gingen im japanischen Mainstream auf.
Abgrenzung zu anderen Gendern und Orientierungen
Bei Futanari handelt es sich um eine nichtbinäre Geschlechtsidentität, die sich sowohl durch männliche, als auch durch weibliche Attribute auszeichnet. Zu den nichtbinären Geschlechtern gehören unter anderem Transgender, Genderqueer, Genderfluid, Bigender, Trigender, Pangender und Agender, die sich wiederum in zahlreiche Unterkategorien unterteilen lassen. Da Genderqueer unter anderem Personen umfasst, die sich als Kombination von Mann und Frau identifizieren, lassen Futanari sich dem Genderqueer zuordnen. Futanari unterscheiden sich von anderen nichtbinären Gendern hinsichtlich ihrer Geschlechtsdefinition und lassen sich von den meisten anderen Gendern deshalb klar abgrenzen.
Ein nichtbinäres Gender, welches sich eindeutig von Futanari unterscheidet, ist Xenogender. Xenogender bezeichnet Personen, die ihr Gender nicht oder nicht ausschließlich mit den gängigen Konzepten von Männlichkeit und Weiblichkeit oder Geschlechtslosigkeit beschreiben können. Um ihr Geschlechtsempfinden zu erklären, verwenden sie daher andere Konzepte oder Gegenstände. Xenogender lassen sich in drei Kategorien unterteilen. Die erste Kategorie beinhaltet verschiedene Gegenstände, Tiere, Teile der Natur und andere Konzepte. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Catgender, also Personen, die ihre Geschlechtsidentität als Katze definieren. Die zweite Kategorie beinhaltet verschiedene Sinneseindrücke wie Farben, Formen oder Größen und kann Überschneidungen mit der ersten Kategorie haben. Die dritte Kategorie ist dagegen neurodivergenten Personen vorbehalten, also Personen mit atypischen neurologischen Eigenschaften.
Es gilt zu beachten, dass es sich bei Futanari um ein Gender handelt. Der Begriff sagt also nichts über die sexuelle Orientierung der jeweiligen Person aus. Futanari können demnach zahlreiche verschiedene sexuelle Orientierungen aufweisen und sich zu verschiedenen Geschlechtern hingezogen fühlen. Innerhalb der pornographischen Darstellungen werden jedoch besonders häufig sexuelle Beziehungen zwischen Futanari und Frauen oder femininen nichtbinären Personen dargestellt. Wenn eine nichtbinäre Person sich ausschließlich zu Frauen oder nichtbinären Personen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen hinzugezogen fühlt, spricht man von Neptunic. Eine sehr ähnliche Orientierung bezeichnet der Begriff Trixic - hier handelt es sich um nichtbinäre Personen, die sich zu biologischen Frauen hingezogen fühlen.