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Nichtbinäre Geschlechtsidentität (Non binary)
Die non-binäre (Englisch 'non binary') oder nicht-binäre Geschlechtsidentität ist eine Sammelbezeichnung für alle Geschlechtsidentitäten, die sich nicht oder nicht ausschließlich als weiblich oder männlich bezeichnen. Nichtbinäre Personen befinden sich somit außerhalb der zweigeteilten, binären Geschlechtsordnung.
Wie definiert sich die nicht-binäre Geschlechtsidentität?
Binär bedeutet 'zweiteilig' - das bedeutet, dass eine binäre Geschlechterordnung nur zwei Geschlechter, also Mann und Frau beinhaltet. Nicht-binäre Menschen fühlen sich weder als Frau noch als Mann und befinden sich deshalb außerhalb der traditionellen binären, zweigeteilten Geschlechterordnung. Ihre Geschlechtsidentität kann entweder weibliche oder männliche Anteile aufweisen und zwischen den beiden Geschlechtern liegen, oder aber gänzlich außerhalb der Kategorien 'Mann' und 'Frau' liegen. Nicht-binär ist ein Sammelbegriff, der viele weitere Geschlechtsidentitäten umfasst. Wenn sich eine Person als non-binär bezeichnet, bedeutet dies lediglich, dass diese Person sich nicht oder nicht ausschließlich als Frau oder Mann betrachtet.
Die nicht-binäre Geschlechtsidentität ist eine rein geschlechtliche Identität, die von der sexuellen Identität zu unterscheiden ist. Das bedeutet, dass die sexuellen und romantischen Orientierungen einer non-binären Person sehr unterschiedlich und vielfältig ausfallen können. Von Hetero-, Homo- oder Bisexualität bis hin zu Cupiosexualität kann alles vertreten sein. Zudem hängt Nichtbinarität nicht vom biologischen Geschlecht oder den Geschlechtsmerkmalen einer Person ab, wodurch sie auch nicht am Erscheinungsbild einer Person zu erkennen ist.
Nichtbinäre Geschlechtsidentität bedeutet also lediglich, dass eine Person ihr Identitätsgefühl auf eine Art und Weise zum Ausdruck bringt, die abseits der gesellschaftlichen Normen und der strengen Trennung in weibliche und männliche Geschlechtsidentität liegt. Die meisten Non-Binarys verwenden genderneutrale Pronomen - im englischsprachigen Raum werden insbesondere die Pronomen they/them verwendet.
Die verschiedenen nicht-binären Geschlechtsidentitäten
Nichtbinäre Geschlechtsidentität lässt sich in zahlreiche verschiedene Unterkategorien aufteilen, darunter:
- transgender
- genderqueer
- genderfluid
- xenogender
- demigender
- bigender
- pangender
- agender
Gemeinsam ist all diesen Geschlechtsidentitäten, dass sie ihr Geschlecht nicht oder nicht nur als männlich oder weiblich definieren. Dennoch bestehen zwischen den verschiedenen nicht-binären Geschlechtsidentitäten teils signifikante Unterschiede.
Transgender
Transgender ist ein Oberbegriff für alle Personen, deren psychologische Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, welches ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Sowohl binäre Transpersonen (also Frauen, die als Mann geboren wurden und Männer, die als Frauen geboren wurden) als auch nichtbinäre Personen können sich somit als Transgender verstehen.
Genderqueer
Genderqueer umfasst Personen, die sich weder als Mann, noch als Frau identifizieren sowie Personen, die sich als Kombination von Mann und Frau sehen. Die Bezeichnung 'genderqueer' wird also häufig synonym zu 'nicht-binär' verwendet. Wenn jemand sich als 'genderquuer' bezeichnet, bedeutet dies, dass diese Person sich nicht eindeutig als Frau oder Mann einordnet und den zweigeschlechtlichen Ordnungsvorstellungen widerspricht.
Genderfluid
Genderfluid umfasst Personen, deren Geschlechtsidentität nicht statisch ist, sondern sich verschiebt und verändert. Genderfluide Personen bevorzugen es also, sich nicht auf ein bestimmtes Geschlecht festzulegen, sondern diese veränderbar und flüssig (fluid) zu belassen. Genderfluids bewegen sich entweder zwischen verschiedenen Geschlechtern oder bringen mehrere Geschlechter gleichzeitig zum Ausdruck.
Xenogender
Xenogender ist eine Überbezeichnung für die Geschlechtsidentität von Personen, die ihr Geschlechtsempfinden nicht über die herkömmlichen Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit oder die Geschlechtslosigkeit beschreiben können. Um ihre Identität zu beschreiben, verwenden sie daher andere Konzepte und Kategorien wie beispielsweise Tiere, Farben, Formen, Symbole oder Gegenstände. Ein Beispiel für eine Untergruppe von xenogender ist 'catgender' - dies bedeutet, dass die betreffende Person ihre Geschlechtsidentität mit einer Katze vergleicht.
Demigender
Demigender bedeutet 'halbgeschlechtlich' und bezeichnet Personen, die sich hauptsächlich oder zumindest teilweise mit einem bestimmten Geschlecht identifizieren, zur gleichen Zeit aber auch mit einem anderen. Demigender umfasst die Untergruppen Demifrau (demigirl) und Demimann (demiboy). Eine Demifrau oder ein Demimann identifiziert sich selbst, unabhängig vom Geburtsgeschlecht, zu einem Teil als Frau beziehungsweise als Mann. Andere Teile der Identität betrachtet die betroffene Person dagegen als anderen Geschlechtern zugehörig oder als agender oder genderfluid.
Bigender
Bigender bedeutet 'beidgeschlechtlich' und bezieht sich auf Personen, die sich sowohl mit dem weiblichen, als auch mit dem männlichen Geschlecht identifizieren und Elemente beider Geschlechter in sich vereinen. Die männliche und weibliche Geschlechtsidentität wird von der Person gleichzeitig oder abwechselnd empfunden.
Pangender
Als pangender ('allgeschlechtlich'), omnigender oder polygender bezeichnen sich Personen, die sich entweder mehreren oder allen Geschlechtern zugehörig fühlen. Pangender legen sich auf kein spezielles Geschlecht fest und vereinen viele Geschlechtsidentitäten in sich. Diese verschiedenen Geschlechtsidentitäten können von der Person entweder gleichzeitig oder abwechselnd empfunden werden.
Agender
Agender ist eine Geschlechtsidentität, die sich auf Personen bezieht, die sich als ungeschlechtlich oder geschlechtslos empfinden oder keine Geschlechtsidentität haben beziehungsweise haben wollen. Andere Bezeichnungen für agender sind gender-neutral, neuter oder neutrois.
Entwicklung der nicht-binären Geschlechtsidentität
Das Konzept der nicht-binären Geschlechtsidentität entwickelte sich im Laufe der 1990er Jahre in den USA und geriet seit dem Jahr 2010 zunehmend in den Fokus der weltweiten Medien. Im Jahre 1990 erschien das Buch 'Gender Trouble' der US-amerikanischen Philosophin Judith Butler, die die Naturgegebenheit des weiblichen und männlichen Geschlechts und die damit verbundene Zweistellung erstmals öffentlich in Frage stellte. Im Jahre 1994 erschien schließlich das Buch 'Gender Oulaw: On Men, Women, and the Rest of Us) der nichtbinären US-amerikanischen Autorin und Schauspielerin Kate Bornstein. In Folge erweiterten die Gender Studies (Geschlechterforschung) ihre Forschungsansätze um nichtbinäre Geschlechtsidentitäten. Nicht-Binäre Personen gerieten dadurch langsam in den Fokus der Öffentlichkeit.
Seit den 1990er Jahren bekennen sich immer mehr berühmte Showstars, Schauspieler und andere Prominente als Nicht-Binäre, wodurch die internationale Aufmerksamkeit und auch die Akzeptanz für Nichtbinarität langsam wächst. In Japan wurde bereits um die Jahrtausendwende der Ausdruck 'X-Gender' eingeführt, welcher als Selbstdefinition einer Geschlechtlichkeit außerhalb der binären Kategorien 'Frau' und 'Mann' verwendet werden kann. In vielen Staaten weltweit, beispielsweise in Chile und Uruguay, wird eine dritte Geschlechtsoption mittlerweile rechtlich anerkannt. In Südafrika gibt es seit Ende 2020 sogar die Möglichkeit, genderneutrale Identitätskarten zu erhalten. Im Juli 2021 folgte Argentinien, welches als erstes lateinamerikanisches Land eine Kennzeichnung für nichtbinäre Menschen in Ausweisdokumenten ermöglichte.